Zum Hauptinhalt springen
Metropolregion intern

Metropolregion Nürnberg stellt sich Herausforderungen der Zukunft

Der Wandel in der Automobil- und Zuliefererindustrie und auch die Energiewende werden die Region verändern. Wie die Themen angegangen werden können, zeigte die 39. Ratssitzung der Metropolregion.

Bei der 39. Ratssitzung der Metropolregion Nürnberg am 18. November beschäftigten sich 30 KommunalpolitikerInnen mit großen Zukunftsthemen. Das Thema, das die Region in den nächsten Jahren bewegen wird, ist der Wandel in der Automobilindustrie. Die Umstellung von Verbrennern auf Elektroantrieb wird sich auswirken: Laut der Studie Wirtschaftliche Bedeutung regionaler Automobilnetzwerke in Deutschland (IWConsult für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) gehören fünf Städte und Landkreise aus der Metropolregion zu den 31 Regionen, in denen die Automobilwirtschaft aufgrund eines Beschäftigtenanteils von über 10 Prozent eine überdurchschnittliche Bedeutung einnimmt. 100.000 Menschen sind in der Region in der Automobilwirtschaft beschäftigt, dazu kommen 60.000 Jobs, die zum großen Teil von Aufträgen aus der Automobilindustrie abhängen.

Wandel der Automobil- und Zuliefererindustrie ist eine große Herausforderung in den nächsten Jahren

Politik und Wirtschaft stehen in den kommenden Jahren vor einer großen Herausforderung. „Einen erhöhten Anpassungsdruck haben kleine und mittlere Unternehmen, Betriebe mit Fokus auf den traditionellen Antrieb und Firmen im ländlichen Raum. Eine Ausrichtung auf Zukunftsfelder wie Elektrifizierung, autonomes Fahren, vernetzte Mobilität oder den Leichtbau bzw. eine Diversifizierung in andere Branchen bieten umfangreiche Chancen“, beschreibt Dr. Matthias Konrad von Bayern Innovativ die Situation. Zusammen mit Bayern Innovativ und weiteren Partnern wie den Industrie- und Handelskammern will die Europäische Metropolregion Nürnberg die Entwicklung mit dem Projektantrag „transform.emn“ mitgestalten. Ziel ist es, durch Analyse, Aufbau von Netzwerken, Qualifizierung und dem Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft, regionale Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen. Das Projekt konzentriert sich auf drei Themenfelder: die weitere Entwicklung von elektrischer Antriebs- oder Ladetechnik, eine effizientere und digitalisierte Produktion und die Diversifizierung durch branchenübergreifende Innovation, insbesondere mit dem Sektor Healthcare.

Konkret wird das Thema am Automobilstandort Bamberg in Oberfranken: In einem Radius von 30 Kilometer um Bamberg sind rund 20.000 Arbeitsplätze von der Automobilbranche abhängig. Nach fast 50 Jahren hat Michelin Ende 2020 die Produktion seines Reifenwerks in Hallstadt eingestellt. Um die Werkschließung mit ihren Konsequenzen in eine positive Perspektive zu wandeln, beschloss Michelin gemeinsam mit seinen Partnern aus Politik und Forschung ein Revitalisierungsprojekt zu lancieren. Auf dem Gelände des ehemaligen Reifenwerks soll eine Keimzelle für grüne Mobilität und Innovation entstehen: ein Cleantech Innovation Park. Das Projekt soll Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenführen, die den Wandel gemeinsam aktiv angehen. Peter Keller, Projektleiter des Revitalisierungsprojektes, stellte das Leuchtturmprojekt für die Transformation bei der Ratssitzung vor.

Wie kann die Energiewende gelingen?

Ein weiterer Punkt bei der Ratssitzung war die Energiewende. Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutz sowie die darauffolgende Anpassung der Klimaschutzgesetzgebung im ersten Halbjahr 2021 veränderten die Rahmensetzungen und verschärfen die Herausforderungen sehr deutlich, trug Rainer Kleedörfer, fachlicher Sprecher des Forums für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion und Prokurist der N-ERGIE Aktiengesellschaft vor.

So müsse nicht nur die bisherige Stromerzeugung aus Atomkraft- und Kohlekraftwerken durch die Erneuerbaren Energien ersetzt werden. Zusätzlich müssten auch der Verkehrs- sowie der Gebäudesektor spätestens im Jahr 2045 klimaneutral sein. Dies bedeute, dass etwa auch Benzin, Diesel oder Heizöl keine Zukunft mehr haben. Aber für die Elektro- oder auch die Wasserstoffmobilität und auch für die Wärmepumpe zur Gebäudeheizung seien erneuerbare Energien nötig. Diese müssten in einem kaum vorstellbaren Umfang überall in Deutschland ausgebaut werden.

Für den Ausbau der Erneuerbaren bedarf es wiederum leistungsstarker Stromverteilnetze. „Das Stromverteilnetz ist die Schlüsselinfrastruktur. Dort entscheidet sich die Energiewende“, sagt Rainer Kleedörfer. Die Stromverteilnetze müssen im gesamten süddeutschen Raum sehr deutlich ausgebaut werden. Ohne diesen Netzausbau sei es zunehmend schwierig bis unmöglich, die Ausbauziele für die Erneuerbaren auch nur im Ansatz zu erreichen. Dieser Netzausbau dauere in dieser Dimension aber etwa eine Dekade, wobei insbesondere Personalmangel in der gesamten Prozesskette herausfordernd sei. Wesentlich sei es deshalb, beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren auf Flexibilität zu setzen – der großflächige Zubau von Batteriespeichern könne etwa helfen, der „Mittagsspitze“ im Stromnetz durch den hohen Anteil an Photovoltaik zu begegnen.

Metropolregion Nürnberg bekennt sich zu den Klimaschutzzielen

Zuletzt ordnete Kleedörfer den Status Quo in Sachen Energiewende ein: So läge der größte Teil der Wegstrecke noch bevor. „Der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Primärenergieverbrauch liegt aktuell erst bei unter 20 Prozent. Bei einem ‚Weiter so‘ wird die Klimaneutralität 2045 nicht zu erreichen sein.“ Kleedörfer betonte abschließend, dass die Metropolregion sich ausdrücklich zu den Klimaschutzzielen bekenne. Mit dem 2017 vom Rat beschlossenen Klimapakt soll die Emission von Treibhausgasen um 80 bis 95 Prozent reduziert werden. Ebenso bekennen sich die Stadtwerke der Metropolregion uneingeschränkt zur Energiewende. Das Positionspapier soll nun auf Bundesebene in verschiedene Ministerien eingebracht werden.

Bei der Diskussion um Energieversorgung und die Folgen des Klimawandels, setzt der Klimapakt der Metropolregion Nürnberg an, mit dem Ziel die Energieversorgung regenerativ und dezentral auszurichten und bis 2050 die Treibhausgase um 80 bis 95 Prozent zu verringern. In der Umsetzung sollen ein Klimafonds Kommunen und gemeinnützigen Organisationen dabei helfen, Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgase zu realisieren die ohne finanzielle Unterstützung aufgrund langer Amortisationszeiten nicht umsetzbar wären.

Mehr zu den Zielen und der Herangehensweise der Metropolregion ist in der Nachhaltigkeitscharta verankert: www.metropolregionnuernberg.de/nachhaltigkeit

Lade Daten Loading...