Zum Hauptinhalt springen
kuenstlerinnen-der-metropolregion-nuernberg

Robert Wolfgang Segel

Künstler der Metropolregion im Juli 2025

Die Jury des Forum Kultur der Europäischen Metropolregion zeichnet im Juli den Autor Robert Wolfgang Segel aus.

Sein Debütroman „Ein Schaben“, veröffentlicht 2023 beim unabhängigen Münchner Schillo Verlag, versehen mit einer kurzen Eingangswidmung von Judith Holofernes, war ein großer Erfolg, der ihm gleich den Bayerischen Kunstförderpreis einbrachte. In dem Roman geht es um ein Thema, das selten so einfühlsam und klug in den Fokus gerückt wird: Depression. Um das Krankheitsbild zu schildern, benutzt Robert Wolfgang Segel die Erzählperspektive des kleinen Bruders. Rückblickend betrachtet dieser die schleichende Krankheit im Leben des großen Bruders, das Verlassenwerden durch den Vater als immer wieder auftauchendes Schlüsselmoment, die gemeinsamen Besuche der Brüder im Naturkundehaus des Tiergartens mit der stundenlangen Beobachtung der Fauchschaben. Robert Wolfgang Segel erzählt dies in einer Weise, die den Leser mit einer Leichtigkeit und doch dunklen Vorahnung in den Lese-Sog zieht und ihm Raum lässt, die Depression des Bruders selbst zu erkunden. Dass man diesem Autor weiter folgen muss, beweisen auch seine beiden Erzählbände „so nah“ (2022) und „so lose“ (2024, Edition Promenade), die er zusammen mit dem Erlanger Fotografen Benno Wagner herausgebracht hat. Auch hier schildert er Menschen in besonderen Lebenssituationen. Menschen, die plötzlich aus ihrem alten Leben aussteigen, Menschen, die an Obdachlosen vorbeigehen, ohne Geld in den Hut zu werfen oder Menschen, die gerade in einer festen Beziehung ankommen. Auch hier animiert er die Leser, sich selbst ein Bild zu machen, weckt ihre Neugier durch zahlreiche Wortneuschöpfungen, wie zum Beispiel „Zwiebeltränen“ oder setzt gleich noch den poetischen Fluss fort, indem er folgende Anapher verwendet „zwischen zwei zähneungeputzten Küssen“. Dabei würde man Robert Wolfgang Segel – von Beruf Realschullehrer für Englisch, Religion und Biologie - nicht vorwerfen können, er versuche alle Stilmittel, die im Deutschunterricht erlernt werden, unterzubringen. Bei ihm ergibt sich diese Sprachästhetik auf natürliche Weise, wenn man seine Texte liest, möchte man nicht aufhören, sich mit der Schönheit seiner Sprache zu umgeben.
Schon als 16jähriger hat er – eher heimlich - Liebesgedichte geschrieben anstatt Fußball zu spielen. Öffentlich machte er sein Hobby, nachdem er in seinem Mitschüler Immanuel Reinschlüssel einen literarischen Weggefährten gefunden hatte. Zusammen wurden sie das Duo Die Schaffenskrise, das mit den Rooftop Stories eine Plattform schuf, um eigene Texte – aber auch die anderer Autoren, einem neugierigen Publikum vorzustellen. Dabei ist es Robert Wolfgang Segel ein großes Anliegen, sich gegenseitig zu unterstützen. Er schätzt die Subkultur-Szene in Fürth, die ihn aus einem kurzen beruflichen Intermezzo in München wieder ins Frankenland zog. Hier sind die Künstler quer durch alle Sparten miteinander vernetzt, es gibt verschiedenste Bühnen, sich auszuprobieren und sich Tipps zu holen. Für Robert Wolfgang Segel ein guter Nährboden, um gemeinsam zu wachsen. So hat er kürzlich die „Kulturkiste“ in der Kofferfabrik gegründet, um Künstler zu verschiedensten Themen viermal pro Jahr zusammenzubringen. Zur Zeit schreibt er an seinem zweiten Roman, für den er mit Unterstützung des Goethe-Instituts zeitweise in einem Flüchtlingslager bei Thessaloniki recherchiert. Man darf gespannt sein!

Mehr Infos: https://www.robertwolfgangsegel.de/

Text: Gerti Köhn, M.A.

Alle Infos zu den Künstler*innen der Metropolregion Nürnberg -->

Lade Daten Loading...