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Julie Batteux

Künstlerin der Metropolregion im Mai 2025

Aus einem anderen Blickwinkel. Julie Batteux blickt aus ungewöhnlicher Perspektive auf Menschen

Die aus Nordrhein-Westfalen stammende, seit ihrem Studium in Nürnberg lebende Julie Batteux ist Malerin und Fotografin und Künstlerin der Metropolregion für den Mai. Aus zunächst irritierender Perspektive blickt sie in ihren Arbeiten auf Menschen und oft auch auf sich selbst. Diese Sichtweise und ihre Umsetzung in Malerei und Fotografie hat ihr bereits mehrfach Preise eingebracht, u.a. den Leonhard- und Ida-Wolf Gedächtnispreis, den Kunstförderpreis des Freistaats Bayern, den Förderpreis des Bezirks Mittelfranken und aktuell das Residenzstipendium Residence NRW in Münster.

1996 in Aachen geboren, ging Batteux zum Studium an die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, dort studierte sie von 2014 bis 2022 Freie Malerei bei Prof. Susanne Kühn und parallel zwei Jahre Fotografie bei Prof. Jürgen Teller. Sie absolvierte ein Erasmusjahr in Wien an der Universität für angewandte Kunst und wurde 2022 Meisterschülerin von Prof. Susanne Kühn.

Schon früh war Julie Batteux bewusst, dass es für sie beides sein muss – Malerei und Fotografie. Oft scheinen bei ihr die beiden Sparten zu verschwimmen, wird die Fotografie malerisch, die Malerei wiederum fokussiert wie im Foto. Ungewohnt und ungewöhnlich ist dabei die Perspektive - und doch überaus aktuell. Denn die junge Künstlerin malt Menschen und vor allem sich selbst wie durch die Kamera eines Smartphones betrachtet. Sie referiert damit u. a. auf den Einfluss der Sozialen Medien auf das Selbstbild, auf die eigene Wahrnehmung.

Seit 2021 arbeitet Batteux an der Serie der „Spiegelschatten“. Auch sie haben mit Digitalität zu tun, was nicht zuletzt deutlich wird durch die Rahmen, die sie verwendet und die die Form eines iPhones haben. Die „Spiegelschatten“ sind selbstreflexiv und zeigen die dargestellte Person so, wie sie sich selbst nie sehen könnte. Wie durch eine Kameralinse und dabei zuweilen schonungslos und offen. „Es ist sehr wichtig, sich darüber klar zu werden, dass Social Media die Wahrnehmung von Personen sehr negativ beeinflussen kann und damit Ängste schürt. Mit diesen Bildern gelingt es mir, mich mit meinen Ängsten zu versöhnen, indem ich sie annehme“, erklärt Batteux. Sind die Werke also autobiographisch zu sehen? Malerei als Therapie? Als Selbstermächtigung? Im Grunde schon und damit spricht, besser gesagt malt, Julie Batteux gerade jungen Menschen aus der Seele. Und verweist auf die Bildversessenheit unserer Zeit und deren Macht.

Den eigenen Körper mit den Augen anderer zu sehen war daher auch Thema ihrer ersten großen Ausstellung „Leibeigen“ im Kunstverein Kohlenhof. Auf oftmals überlebensgroßen Leinwänden wird der ungeschönte Blick auch auf intime Situationen gewährt – zwischen dem Betrachter und der dargestellten Person nur - das Smartphone.

„Man darf nicht unterschätzen, dass auch im Kunstbetrieb großer Einfluss auf das Selbstbild von Menschen genommen wird. Ausstellungsmacher und Museen entscheiden ja mit, was gezeigt wird, und tragen so zu Stereotypen und Klischees bei“, sagt Batteux. Wichtig findet sie, auch in der Kunst das Nicht-Ideale vorzustellen., v.a. von Frauen, indem auch Körper gezeigt werden, die nicht den Normen entsprechen. „Kunst sollte komplett frei sein von idealen Vorgaben, um auch positiv wirken zu können“, meint die Künstlerin, fügt aber an, „besser wäre es noch, wenn das ganze Thema gar kein Thema mehr wäre, denn auch Body-Positivity ist ein Stück weit Marketing und keineswegs neutral.“

Neben den Rahmen in Form von iPhones nutzt sie z.B. auch die Form von Turnböcken, vor allem, um Motive wie die traumatischen Erlebnisse im Schulsport zu thematisieren. Denn auch hier herrscht kein geschützter Raum, sondern oft Ausgrenzung und Mobbing. Das hat sie in ihrer kürzlich beendeten Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim mit dem Titel „Safer Space“ pointiert, indem sie auf dem Museumsboden Markierungen anbrachte, die ursprünglich in Turnhallen für Spielfelder verwendet werden. Diese linearen Abgrenzungen finden sich zudem in ihren Gemälden wieder. Und so ließ Batteux den gesamten Ausstellungsraum zu einer Kulisse ihrer Werke werden.

Körper und Spiegelungen sind ein konstantes Thema von Batteux, verbunden mit der Sicht auf sich selbst und der ungewöhnlichen, durch die Spiegelungen auf Objekten teils verzerrten Perspektive. Andere Werke verfolgen vor allem das Thema Rollenbilder, sowohl in der Fotografie als auch in der Malerei. Auch hier sind es zumeist Frauengestalten, oft sogar die eigene Mutter, zuweilen aber auch Männer, in verletzlichen Positionen, die zum Bildsujet werden.

Zuweilen wählt die Künstlerin für ihre Gemälde das Format des Tondos, das folgerichtig erscheint, wenn man an ihre Fokussierung auf die Kameralinse des Handys denkt. Batteux‘s lasierende Malerei nutzt dafür eine Farbpalette, die großteils aus intensiven Rosa-, Blau- und Violettönen besteht. Rot für das Innere, den Mutterleib und inhaltlich auch immer für das Schützende. Blau hingegen als starker Kontrast und nicht nur ästhetisch ein Gegenpol. Den Bildaufbau beginnt sie mit dem Hintergrund und setzt die Figuren ihrer Werke dann sehr bewusst in das Format – und passt deren Größe der Aussage an: Bei dem Werk „Der Bock ist ein mieser Verräter“ beispielsweise ist der Maßstab Inhaltträger, denn die Figur ist maßstäblich zu klein in Relation zu dem Turngerät, das somit ein surreales Element und zugleich Angstobjekt ist.

Aktuell hat Julie Batteux das einjährige Residenzstipendium Residence NRW⁺ in Münster, wo sie die nächsten Monate verbringen wird. „Das ist eine wundervolle Gelegenheit, denn man kann sich ganz auf die eigene Kunst konzentrieren“, so Batteux, „Arbeits- und Wohnraum sind hier identisch.“ Dazu gibt es einen guten Austausch zwischen den Stipendiaten und durch regelmäßige Werkpräsentationen auch die Chance, den Kunstbetrieb besser kennenzulernen. Batteux möchte das Stipendium nutzen, um ihr Netzwerk zu erweitern und die Werkserie „Spiegelschatten“ fortzuführen. Zum Abschluss werden im September 2025 ihre Werke im Aachener Kunstverein zu sehen sein. Dann möchte sie nach Nürnberg zurückkehren.

Sandra Hoffmann-Rivero, Leiterin Kulturamt Schwabach

Zur Website von Julie Batteux

Julie Batteux, Galeria Dom Norymberski 2024. ©Ewa Pasternak

Julie Batteux, Bocksuche. 2025. Öl auf Leinwand, 120x120cm ©Julie Batteux

Julie Batteux, Der Bock ist ein mieser Verräter, 2024. Öl auf Leinwand, 180x180cm ©Lukas Pürmayr

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