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Klimaschutz

Vom E-Lkw bis zum Wärmenetz: Wie die Metropolregion die Verkehrs- und Energiewende in die Tat umsetzt

Die Metropolregion Nürnberg geht mit einem ausgeklügelten Konzept in die Zukunft. Klimawandel, Energiewende, die Digitalisierung von Verkehr und Infrastruktur – all das verlangt nach neuen Wegen über administrative Grenzen hinweg. Hundert Akteure aus der Region haben eine gemeinsame Strategie zur Mobilitäts- und Energiewende erarbeitet. Das Papier als Grundlage für nachhaltige Projekte haben die Ratsmitglieder in Bayreuth verabschiedet.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, den die Metropolregion Nürnberg gewinnen will: „Mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität haben wir große Aufgaben vor uns“, sagte Peter Berek, politischer Sprecher des Forums Verkehr und Planung auf der Sitzung mit Oberbürgermeistern und Landräten aus der gesamten Region. „Wir könnten bundesweit eine Modellregion für klimafreundliche E-Mobilität werden, wenn wir weiter gemeinsam stark anpacken“, warb der Landrat aus Wunsiedel für eine Wende in der Klimapolitik. Als Transitregion mit hohem Energiebedarf und als Verkehrsknotenpunkt gelte es, gleich an mehreren Punkten anzupacken - egal ob es um Ladestationen für E-Lkw entlang der Autobahnen geht oder um neue Mobilstationen im ländlichen Raum, an denen Pendler via Bus, Rad oder Carsharing weiterkommen.

Gemeinsame Strategie:  Mobilitäts- und Energiesysteme miteinander vernetzen

Entsprechend beschlossen die Ratsmitglieder der Metropolregion Nürnberg eine gemeinsame Strategie zur Mobilitäts- und Energiewende (kurz: RegioStrat), die die Weichen für nachhaltige Entwicklung und Wertschöpfung im Verkehrs- und Energiesektor stellt. Die Verfasser des Papiers empfehlen als entscheidendes Instrument, vor allem die Mobilitäts- und Energiesysteme miteinander zu vernetzen. Konkret sprechen sie sich für mehrere Leitprojekte aus: Zum Beispiel werden mehr elektrifizierte Mobilitätsstationen in ländlichen Räumen angeregt, das heißt Umsteigeplätze, an denen verschiedene Verkehrsmittel miteinander kombiniert werden können. Vorzeigeprojekte gibt es bereits in den Landkreisen Wunsiedel und Bamberg.

Ladestationen für E-Lastwagen an Autobahnen geplant

Außerdem raten sie zu Ladestationen für E-Lastwagen entlang der viel befahrenen Autobahnen. Der Aufbau von Lade-, Speicher- und Tankinfrastruktur für klimaneutrale Kraftstoffe entlang der Strecken A3, A6 und A9 inklusive Anlagen zur Erzeugung von elektrischer Energie und Wasserstoff sei essentiell. Pilotanlagen zur CO2-Abscheidung und Produktion von E-Fuels sollen die elektrische Ladeinfrastruktur ergänzen. Auch hier gibt es bereits Pilotprojekte von Spediteuren aus Oberfranken, auch der bayernhafen Nürnberg beschäftigt sich intensiv mit neuen Formen der Energieversorgung.

Der Handlungsbedarf ist schließlich groß: Besonders hoch sind in der Metropolregion die CO2-Emissionen in den Sektoren Verkehr und Energie. Mit Nachdruck sollen nun die gesetzten Klimaziele auf regionaler Ebene umgesetzt werden. Insbesondere die angestrebte Klimaneutralität bis zum Jahr 2045, wie sie auf EU- und Bundesebene vorgegeben ist, soll so erreicht werden. Ohne tiefgreifende strukturelle Veränderungen in den beiden Bereichen ließen sich umweltschädliche Emissionen kaum einsparen, heißt es in dem Papier.

Rund 100 regionale Akteure haben deshalb unter Federführung des Forums Verkehr & Planung und der ENERGIEregion Nürnberg die Strategie erarbeitet – darunter Netzbetreiber, Energieversorger, Wirtschaftsakteure, Vertreter von Verbänden und Kammern, Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs sowie Expert:innen aus Wissenschaft und Forschung. Ihre gemeinsame Vision lautet: „Die Elektromobilität wird mit regenerativer, zunehmend regionaler Energie versorgt.“

In dem Wandel liegt zugleich die Chance, die regionale Wertschöpfung zu sichern und die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land zu vertiefen. Neben den Klimazielen bringt die Wende erhebliche wirtschaftliche Perspektiven für die Region, indem lokale Produktion und intelligente Mobilitätsangebote gestärkt werden.​ So hat zum Beispiel das Nürnberger Bosch-Werk gemeinsam mit der Spedition Schäflein jüngst einen wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Lkw in Betrieb genommen. Die Technologie der Brennstoffzelle wiederum stammt aus dem Bosch-Werk in Bamberg.

Investitionen können sich rentieren

Die Investitionen in die Mobilität- und Energiewende sind also gut angelegt, betonen die Verfasser:innen. Sie sind rentabel und machen die Region resilient gegenüber Abhängigkeiten, etwa beim Import von Öl und Gas. Momentan beträgt der jährliche Wertschöpfungsverlust durch Ölimporte für den motorisierten Privatverkehr in der Region rund 1,2 Milliarden Euro.

Zum Hintergrund: Das Projekt RegioStrat wird mit rund 450.000 Euro durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Rahmen des Programms „Strategische Regionalentwicklung“ gefördert. Um die Leitprojekte umzusetzen, sollen nun geeignete Partner gewonnen und Finanzierungsmodelle entwickelt werden. Dazu ist eine breite politische Unterstützung auf Bundes- und Landesebene notwendig, um sich im Wettbewerb um Mittel für große Infrastrukturprojekte zu behaupten.

Staatssekretär Martin Schöffel zum Ratsmitglied berufen

Auf der Sitzungs-Agenda stand außerdem die Berufung eines weiteren Mitglieds der Metropolregion: Martin Schöffel, Staatssekretär im Ministerium der Finanzen und für Heimat, wurde zum Ratsmitglied berufen. Der gebürtige Bayreuther gilt als engagierter Unterstützer der Region. „Die Metropolregion Nürnberg ist ein bedeutendes Zentrum für Innovation, Wirtschaft und Kultur in Bayern. Als Mitglied dieser starken Gemeinschaft sehe ich die vielfältigen Möglichkeiten und Chancen für unsere Heimat, die sich durch die enge Zusammenarbeit und den gemeinsamen Austausch ergeben. Die Metropolregion Nürnberg steht für Wachstum, Vielfalt und Lebensqualität. Sie ist zugleich Motor für unsere Zukunft und ein Ort, an dem Tradition und Fortschritt Hand in Hand gehen. Deswegen unterstütze ich persönlich sowie wir als Heimatministerium auch die Bewerbung der Metropolregion als Welt-Agrarkulturerbe; damit wird die einzigartige Lebensmittelvielfalt der Region noch bekannter“, erklärte Finanz- und Heimatstaatssekretär Martin Schöffel.

Der Staatssekretär gehört damit zu einer Reihe von Unterstützern der Metropolregion: Ebenso Mitglieder sind Minister Albert Füracker (Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat), Minister Thorsten Glauber (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz) und Minister Joachim Herrmann (Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration).

Peter Berek, Landrat von Wunsiedel und politischer Sprecher des Forums Verkehr und Planung in der Metropolregion Nürnberg, wirbt dafür, eine klimafreundliche Modellregion zu werden. Foto: Peter Kolb

Die Ratsmitglieder und Vertreter:innen der Metropolregion Nürnberg stehen gemeinsam ein für eine klimafreundliche Region. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, soll unter anderem die E-Mobilität ausgebaut werden. Foto: Peter Kolb

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