Klimapakt-Konferenz „Einfach machen!“: Wie die Kommunen der Metropolregion Nürnberg die Energiewende vorantreiben
Unabhängige Energieversorgung, regionale Wertschöpfung, ein gesünderes Lebensumfeld – die Vorteile der Energiewende liegen auf der Hand. Um den Wandel gemeinsam voranzutreiben, haben sich am 10. November rund 160 Vertreter:innen aus Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an der Universität Bayreuth getroffen. Unter dem Motto „Energiewende – einfach machen!“ diskutierten sie gemeinsam Wege, wie der Umbau des Energiesystems schneller und abgestimmt gelingen kann.
„Sie warten nicht auf die Zukunft, Sie schaffen sich eine“, sagte Dorothée Bär, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt in ihrer Videobotschaft mit Blick auf die Metropolregion – und brachte damit auch den Geist der Konferenz zum Ausdruck.
„Die Energiewende bleibt hoch relevant – und ist wirtschaftlich, sicherheitspolitisch und gesellschaft-lich unverzichtbar. Daran ändert auch der unklare Diskurs auf Bundesebene nichts“, unterstrich Keynote-Speaker Prof. Uwe Schneidewind, renommierter Transformationsforscher und Oberbürgermeister a. D. der Stadt Wuppertal. Wie kaum ein anderer kennt Schneidewind den Spagat zwischen ambitionierten Zielen und kommunaler Realität. Er machte deutlich, dass der Wandel nur dann gelingt, wenn er vor Ort spürbare Vorteile schafft: „Die Metropolregion Nürnberg ist hervorragend dafür aufgestellt, den konkreten Nutzen in die Fläche zu tragen.“
Dies betonte auch Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen und Vorsitzender des Klimapakt-Lenkungskreises: „Im Netzwerk der Metropolregion können wir deutlich mehr erreichen als jede Kommune für sich allein. Mit dem 2024 aktualisierten Klimapakt haben wir eine gemeinsame Strategie, deren Stärke darin liegt, dass Städte und Landkreise an einem Strang ziehen.“
Netze und Speicher als Engpass
Wie regionale Projekte schneller umgesetzt werden können, diskutierte eine hochkarätig besetzte Podiumsrunde mit Vertreter:innen aus Umweltministerium, Kommunalpolitik, Energiewirtschaft und Wissenschaft. Dabei sei es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen: „Auch wenn uns beim Ausbau der Windenergie mancherorts Gegenwind begegnet, dürfen wir als Kommunen nicht den Kurs verlieren“, appellierte Christiane Meyer, Bürgermeisterin von Ebermannstadt, „Dafür brauchen wir klare Botschaften und verlässliche Unterstützung aus der Landes- und Bundespolitik.“
Die Diskussion machte deutlich: Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet rasant voran und viele Kommunen haben ehrgeizige Projekte auf den Weg gebracht, Mehrheiten gewonnen und Kapital organisiert. Netze und Speicher halten mit dem rasanten Anstieg der Erzeugung jedoch noch nicht Schritt. „Das Verteilnetz in Bayern ist leistungsfähig, aber noch ein knappes Gut.“ so Bernd Göttlicher, Regionalleiter Franken bei Bayernwerk Netz GmbH. Die Folge sind Netzengpässe und Abregelungen, wenn besonders viel Solar- oder Windstrom eingespeist wird. Auch der Netzanschluss neuer Anlagen wird immer schwieriger. Hier sei eine bessere Koordination zwischen den Akteuren notwendig, damit die Energiepreise stabil und die Versorgung sicher bleiben, so der Tenor der Diskussion. Großes Potenzial sah die Runde in der geplanten Umsetzung des Energy Sharing ab 2026, ein Konzept zur gemeinsamen Nutzung lokal produzierter Energie: dabei können Haushalte und Unternehmen z. B. ihren überschüssigen Strom über das öffentliche Netz miteinander teilen.
Wertschöpfung in der Region sichern
Das wirtschaftliche Potenzial des Ausbaus sei dabei nicht zu vernachlässigen, unterstrich die Runde. „Der Landkreis Roth möchte hier mit gutem Beispiel vorangehen“, so Landrat Ben Schwarz. „Damit die lokale Wertschöpfung der Region zugutekommt, haben wir als Landkreis gemeinsam mit unseren Kommunen und Energieversorgern eine Kooperationsgemeinschaft gegründet. Sie soll wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Energieprojekte entwickeln, die das Gemeinwohl vor Ort stärken.“
In Fachworkshops diskutierten die Teilnehmenden konkrete Ansätze, um schneller ins Handeln zu kommen: beschleunigte Planungsprozesse, mehr Transparenz durch Energiesimulation oder Lotsenstellen für die Gebäudesanierung – sowie die Integration der erneuerbaren Energien ins Stromnetz.
Wärmewende voranbringen – Kommunen setzen erste Projekte um
Eine weitere Runde widmete sich der kommunalen Wärmeplanung, die bis spätestens 2028 gesetzlich verpflichtend ist. Bei einem Großteil der Kommunen in der Metropolregion wird sie gerade erstellt, viele haben die Planung schon fertig. Entscheidend ist, die Umsetzung direkt im Anschluss anzugehen. Zu den Vorreiter-Kommunen gehören Sulzbach-Rosenberg und Röthenbach a. d. Pegnitz: sie arbeiten bereits an Machbarkeitsstudien von Nahwärmenetzen, die Energie aus industrieller Abwärme und Kläranlagen nutzen oder mit Wärmepumpen aus der Umgebungsluft gewinnen.
Von Vorreitern lernen
Als Vorreiter der Energiewende gilt der Landkreis Wunsiedel, der bereits konsequent auf erneuerbare Energien setzt. „Seit diesem Jahr steht in Arzberg außerdem einer der größten Energiespeicher Deutschlands, der für mehr Netzstabilität sorgt“, hob Landrat Peter Berek hervor, der gleichzeitig Vorsitzender des Klimapakt-Lenkungskreises ist. „Diese Erfahrungen geben wir gerne an andere Kommunen weiter – denn der Klimapakt lebt davon, dass wir das Wissen bündeln und voneinander lernen.“
Mit ihrem kooperativen Ansatz, so das Fazit der Konferenz, kann die Metropolregion Nürnberg die regionale Energiewende entscheidend voranbringen – und zugleich als Modell für andere Regionen in Deutschland dienen.
Die Klimapakt-Konferenz fand im Rahmen des Projekts Klimapakt2030plus der Europäischen Metropolregion Nürnberg zum zweiten Mal statt – gefördert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Das Projekt unterstützt seit über zwei Jahren die Beschleunigung der regionalen Energiewende mit praxisbezogener Forschung und der Stärkung von Netzwerken. Veranstalter war die ENERGIEregion Nürnberg e.V., die Partner im Projekt ist.

