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Bettina Graber-Reckziegel

Künstlerin der Metropolregion Nürnberg im August 2025

So schnell wie wohl noch nie zuvor wandelt sich die Gesellschaft und in den social media werden unter anderem offen Intimitäten kommuniziert sowie extreme politische Meinungen gepostet. Die KI verwischt die Grenzen von Wirklichkeit und Virtualität– die Hemmschwelle sinkt. Weltweit ermöglicht die Echtzeitkommunikation den Zugriff auf Informationen, auch auf solche, die keine sind: ein Fluch und Segen zugleich. Die Keramikkünstlerin Bettina Graber (*1976 in Dettelbach) reagiert auf die Fülle von Bildern, Worten sowie Zuständen und hält Aspekte des Zeitgeschehens in kritischen Arbeiten fest. Ihre Installationen tragen daher sowohl symbolhaften Charakter als auch muten sie dystopisch an. Der Umgang des Menschen mit seiner Spezies und der Tierwelt beschäftigt die Künstlerin sehr, ebenso wie die ewig aktuellen Themata Weiblichkeit, Religion und Krieg: Graber verwendet ausgewählte, eher sparsame Mittel und entwirft traumartig-traumatische Szenarien.

Zusammen mit ihrem Mann, dem Bildhauer Karsten Reckziegel lebt sie in Vorra, einer idyllisch an der Pegnitz gelegenen Gemeinde im Nürnberger Land.
Unmittelbar nach ihrer Ausbildung zur Keramikerin absolvierte sie von 2001 bis 2003 die Fachschule für Keramik in Landshut und schloss sie als Keramikmeisterin und -gestalterin ab. Zunächst im angewandten Bereich des Keramikhandwerks tätig, wandte sie sich seit der Fachschule Projektarbeiten mit künstlerischem Aspekt zu und studierte dann bis 2005 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Norbert Prangenberg. Danach wechselte sie an die Nürnberger Akademie in die Klasse von Prof. Eva von Platen, die sie zur Meisterschülerin ernannte. Seit 2009 ist sie freischaffend tätig und lässt ungewöhnliche wie beachtenswerte Werke entstehen. Sie schöpft aus Erinnerungen des kollektiven Gedächtnisses und aus in ihrer frühen Jugend gewonnenen Eindrücken, auch aus dem katholischen geprägten Umfeld der Dettelbacher Wallfahrt, die sie bis heute beeinflussen – sie interessiert sich für Mystik, Spiritualität und Reliquien – und deutet diese differenziert in einigen ihrer Arbeiten. Auch Märchen spielen eine große Rolle in ihrem Werk.

In räumlichen Situationen zeigt Graber heimelig anmutendes, bürgerliches Mobiliar, Handarbeiten, Keramik und Porzellan. Dinge, die vordergründig eine heile Welt vermitteln, bewertet sie neu und lädt sie inhaltlich auf. „Never ending Story“: Eine angedeutete Gesprächssituation samt raketenförmigen Objekt zum Beispiel entwickelt sich dabei zum Hinweis auf den nicht enden wollenden Krieg überall auf der Welt. Ebenso materialisiert sie per unschuldsweiß gestrichenem Bett mit bestickten Laken und Keramikfischen mit blutroten Kiemen die „Albträume von Fukushima“, der Stadt in der 2011 ein Tsunami eine Nuklearkatastrophe auslöste und viele Japaner ihrer Heimat quasi im Schlaf beraubte.

Bettina Graber setzt sich ernsthaft mit den Inhalten auseinander. Sie lässt intensive Bilder entstehen, wohl wissend hierbei unangenehme Fragen zu stellen, wunde Punkte der Gesellschaft zu treffen und eben keine gefällige Kunst zu gestalten.

Ihre Haltung und besondere Ästhetik bewog die Jury sie als Künstlerin der Metropolregion zu küren.

Barbara Leicht

www.bettina-graber.de

Foto: Bettina Graber-Reckziegel

Foto: Bettina Graber-Reckziegel

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