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Izabella Effenberg

Die Multiinstrumentalistin Izabella Effenberg ist Künstlerin des Monats Juli 2022.

Musikerin mit Schlagkraft

Izabella Effenberg, in Polen geborene, aber seit vielen Jahren in ihrer Wahlheimat Nürnberg lebende Musikerin, sprüht vor Ideen und Energie. Als Komponistin, Arrangeurin, Organisatorin, Forscherin aber vor allem als Vibraphonistin, sowie Sammlerin und Interpretin seltener Klanginstrumente begeistert sie seit Jahren nicht nur die Region, sondern ganz Deutschland und die gesamte internationale Szene.

Sie spielte und spielt u.a. mit Katja Riemann, Nils Landgren, Lars Danielsson, Thilo Wolf, Efrat Alony, Mulo Francel und Quadro Nuevo und auf Festivals wie dem Ystad Jazz Festival in Schweden, Jazzbaltica oder Offbeat JazzF in der Schweiz.

Fünf Jahre lang studierte Effenberg an den Musikhochschulen in Posen und Danzig klassisches Schlagzeug. Um ihr Spektrum zu erweitern, hängte sie gleich noch ein Jazz-Studium beim Vibraphonisten Bill Molenhof und bei Roland Neffe dran. Im März 2012 hat sie das Diplom, 2014 den Master an der Hochschule für Musik in Nürnberg abgeschlossen. Schon früh erhielt die Polin Stipendien und Preise bei Wettbewerben. 2018 folgte der Kulturpreis der Stadt Nürnberg und 2020 der Kulturförderpreis des Bezirks Mittelfranken. Im gleichen Jahr gewann sie beim Wettbewerb „Woman in Jazz - Next Generation“, was ein großes Konzert in Halle zur Folge hatte.

Izabella Effenberg schafft in ihrer Musik ganz eigene Klangwelten. Stilistisch ist sie in der Klassik ebenso zuhause wie im Jazz und der World-Musik. Was sie aber vor allem auszeichnet, ist Ihr kongeniales Vibraphon- und Marimbaphonspiel ebenso wie der Einsatz ihrer seltenen Instrumente.

„Ich sehe mich selbst als Multiinstrumentalistin“, erläutert Effenberg. „Vieles wird miteinander vermischt und kommt in einen Topf. Marimbaphon, Xylophon, Glockenspiel, diverse Gongs und Glocken habe ich immer benutzt – aber es kamen eben mehr und mehr außergewöhnliche Klangerzeuger dazu: Bei der „Glasharfe“ werden die Töne gespielt, indem man mit angefeuchteten Fingern den Glasrand reibt, die Stimmung erfolgt durch den Schliff. „Crotales“ sind chromatisch gestimmte kleine Messingzimbeln. Bei der „Singenden Säge“ werden die Tonhöhen durchs Biegen des Sägeblatts verändert. Und irgendwann kamen Kalimba und Steelpan dazu. Schließlich fand ich ein ganz besonderes Instrument: die Array Mbira, der ich meine dritte CD mit dem Titel „Crystal Silence“ gewidmet habe“. Die Array Mbira gehört zur Familie der Lamellaphone und erzeugt auf 150 Lamellen und über 5 Oktaven leise träumerische Melodien. „Ich wollte das Instrument gerne solo präsentieren, weil es ganz eigene Stimmungen erzeugen kann.“

Neue Klangdimensionen

Seltenes Instrumentarium und „Klänge“ von verschiedenen Seiten zu beleuchten und zu präsentieren ist zur Leidenschaft der kreativen Musikerin geworden. Sie sieht darin eine große Bereicherung ihrer musikalischen Sprache und schafft es auch, das Publikum darauf neugierig zu machen. Inzwischen hat sie ein Stipendium erhalten, um praktisch und theoretisch über diese Klangräume zu forschen.

„Die Instrumente in Konzerten einzusetzen, ist aber noch einmal eine ganz eigene Herausforderung“, erläutert Effenberg, „denn jedes Instrument verlangt ein anderes Timing, eine andere Spieltechnik, andere Schlägel und hat eine andere Tonanordnung.“ Strenge Disziplin, die ihr aus einem intensiven Sportlerleben zu eigen ist, kommt ihr dabei zugute. Sie beherrscht ihren Körper perfekt, war sie doch achtmalige polnische Karatemeisterin, hat in dieser Disziplin eine Silbermedaille bei der Europameisterschaft und eine Goldmedaille beim Europa-Cup in Balaton/Ungarn erlangt.

Ihre Debüt-CD „Cuentame“ wurde 2013 in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk aufgenommen – begleitet von bedeutenden Musiker:innen aus der deutschen Jazz Szene. „Iza“, ihr zweites Album, enthält ausschließlich Eigenkompositionen. Darüber hinaus hat sie an mehreren CD-Produktionen mitgewirkt, so z.B. bei Aufnahmen der „Sisters in Jazz“, eine über mehrere Länder gut vernetzte Gruppe von Musikerinnen oder Quadro Nuevo. Ihr nächstes Album, eine Doppel-CD, produziert sie gerade mit dem Bayerischen Rundfunk. 22 Instrumente auf dieser CD stammen allein aus Effenbergs Sammlung. In manchen Stücken spielt sie auf einem großen Marimbaphon. „Das klingt wunderbar zusammen mit Array Mbira, Waterphone und Percussion“, meint Effenberg. „Leider konnte ich dieses Instrument längere Zeit nicht spielen, weil ein hochwertiges Marimbaphon mit Bässen und 5-oktavig unglaublich kostspielig ist. Seit November 2021 bin ich jedoch Yamaha-Künstlerin und kann dieses Instrument nun einsetzen.“

Bekannt wurde Izabella Effenberg mit dem Vibraphon, das aus Metallplatten besteht die von Resonanzröhren verstärkt werden und für sie lange Zeit „das beste Instrument überhaupt“ war. Sie war schließlich eine der ersten polnischen Musikerinnen, die es im Jazz verwendet haben. „Ich habe viel Bach gespielt, viel Klassik, auch Einzelnes fürs Vibrafon transkribiert, mir dann aber den Jazz-Vibraphonisten Bernard Maseli zum Privatlehrer genommen und gemerkt, dass ich meinen eigenen Weg suchen muss.“

Seit 2014 organisiert Sie zusammen mit Radek Szarek in der Metropolregion für dieses Instrument ein Festival mit vielen faszinierenden und abwechslungsreichen Gruppierungen, bei denen immer das Vibraphon im Mittelpunkt steht: „Vibraphonissimo“ ist der Titel des Festivals, zu dem sie auch einen Verein gegründet hat.

Aktuell findet ein Teil des Vibraphonissimo-Festivals 2022 statt - vier Konzerte sind im Juli in Nürnberg, Schwabach und Forchheim zu hören (www.vibraphonissimo.de). Am 1. Juli im Neuen Museum spielt das Nürnberger Percussion Ensemble unter der Leitung von Szarek und mit dem Gast Christopher Dell (Deutscher Jazzpreis 2021). Izabella selbst ist als Musikerin am 2. Juli im Ofenwerk Nürnberg zusammen mit „Triosence“ und Norbert Emminger zu hören. Am 3. Juli betreut sie als Organisatorin des Festivals das Konzert von Jan Freicher im Innenhof des Alten DG in Schwabach, wo eine 10-köpfige Formation aus Polen, der Schweiz und Deutschland mit zwei Vibraphonisten (Jan Freicher, Radek Szarek) das umfassende Werk Jan Freichers interpretiert.

Text: Sandra Hoffmann-Rivero, Kulturamtsleiterin der Stadt Schwabach

Foto: M. Kvraszkiewicz

Foto: M. Kvraszkiewicz

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