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Wilhelm Koch

Über die Koch-Kunst

Um anzufangen, Wilhelm Koch zu beschreiben, hilft es vielleicht, seine sieben verschiedenen Tätigkeiten aufzuzählen: Er ist ehrenamtlicher Vorsitzender zweier Museen, Künstler, Gebrauchsgrafiker, Verleger von Publikationen, Aquisiteur von Ausstellungen internationaler Architekten, Designer und ganz praktischer Ausstellungsmacher.

Wilhelm Koch, 1960 geboren und wohnhaft in Etsdorf (einer kleinen Gemeinde 10 km östlich von Amberg) ist ausgebildeter Künstler und Grafiker, der immerhin ganze zehn Jahre auf seine Ausbildung verwendet hat. Zunächst studierte er 1981-1986 Kommunikationsdesign in Würzburg und danach bis 1989 an der Akademie der Bildenden Künste in München. Bis 1991 schloss er schließlich noch ein Kunststudium an der Städelschule Frankfurt an, an der er als Meisterschüler bei Ullrich Rückriem eingeschrieben war.

Schon während seiner Studienzeit hat sich Wilhelm Koch als Künstler mit dem Material Gummi auseinandergesetzt. Auch das Thema Luft war schon zu Beginn seines Studiums für ihn interessant, und ließ ihn seitdem nicht mehr los. Luft ist unsichtbar, immateriell, aber gleichzeitig einer der Urstoffe des Lebens – ohne Luft gäbe es kein Leben.

Und so hat Koch seit vielen Jahren Skulpturen zum Thema Luft angefertigt und sie seitdem in rund 30 Einzel- und über 20 Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Schon während seines Studiums an der FH Würzburg entstanden frühe Pneu-Objekte. Sie sind fast immer großformatig, begehbar und benutzbar und bestehen aus aufblasbarem Gummi. Das hatte zunächst ganz pragmatische Gründe, denn die Gummischläuche von Fahrrädern, Autos, Lastwagen oder Traktoren, die Koch verwendet, bekam er oft kostengünstig oder umsonst. Die Schläuche können aufgeblasen oder es kann ihnen die Luft wieder entzogen werden. Insofern atmen sie und insofern atmen auch Kochs Luftskulpturen. Koch fasst die organische Weichheit des Gummis in harte Metallrahmen und Metallflächen. Geometrisches und Organisches treffen aufeinander, ergänzen sich, widersprechen sich, kommentieren sich gegenseitig. 1995-2002 präsentierte Koch in einem Gummeum genannten, temporären Schaudepot seine Luftobjekte, mit Luft- und Gummisymposium – schon hier zeigten sich die ersten Züge für das Großprojekt LUFTMUSEUM.

Schon 2004 entstand auf der Grundlage der Gummi-Skulpturen Kochs ein 24teiliger Werkzyklus zum Thema Luft (unterstützt vom Druckluftunternehmen FESTO), der als sogenannter „Airparc“ dann zum Nukleus des LUFTMUSEUMS wurde. So entstanden Werke wie eine Luftdusche, ein Pneu-Thron, eine Druckluftuhr, ein großes variables Luftalphabet, eine Aeolsharfe, ein Luftbrunnen, eine Einkaufstütenorgel, eine Rohrpost und ein fliegender Teppich. Alle diese Objekte, die durch ihre massiven Metallrahmen, in die die aufgeblasenen Gummischläuche gespannt sind, leicht martialisch wirken, sind zeitgleich fast immer ironisch gebrochen, augenzwinkernd, um nicht zu sagen dadaistisch. Mit diesem Werkzyklus erweist sich Wilhelm Koch als ein Künstler, der in der Tradition von René Magritte, Marcel Duchamp und Francis Picabia steht, aber im Grunde auch augenzwinkernd an Karl Valentin erinnert.

2006 ging ein Großprojekt an den Start, das zu Beginn viele Zweifler hatte. Das LUFTMUSEUM wurde in Amberg gegründet, ehrenamtlicher Direktor: Wilhelm Koch. Luft wird dort sichtbar, spürbar, erlebbar gemacht, mit einer rund 500qm umfassenden Dauerausstellung rund um Kunst, Architektur, Design und Technik – alles zum Thema LUFT! Alle drei Monate wechseln jeweils zwei Sonderausstellungen hochkarätiger internationaler Künstler, z.B. aus den Niederlanden, Japan, USA, Russland, Frankreich, uvm. Weit über die Grenzen der Region hinaus ist das LUFTMUSEUM ein Begriff für moderne Kunst und absoluter Publikumsmagnet. Als soziale Plastik agiert das LUFTMUSEUM mit vielfältigen Veranstaltungen, die die gesamte Bevölkerung mit einbezieht – Luftboottreffen, Federball-Flashmob, Papierfliegerworkshop, Vorträge, Konzerte, uvm. So schafft es Wilhelm Koch mit unvergleichlicher Hartnäckigkeit, die Besucher zu gewinnen und zu überzeugen, dass Luft nicht nichts ist – sondern vielmehr alles!

So ist es auch dem Kreativkopf Koch zuzuschreiben, dass 2010 die erste AMBERGER LUFTNACHT stattfinden konnte: eine mittlerweile preisgekrönte Kunstnacht mit Skulpturen und Performance, Luft- und Lichtinstallationen in der gesamten Amberger Altstadt. Mittlerweile lockt das im zweijährlichen Turnus stattfindende Spektakel rund 30.000 Menschen an einem Abend nach Amberg.

Auch architektonische Projekte sind vor dem Erfindergeist Wilhelm Kochs nicht sicher. 2001 baute er seine sogenannte Asphaltkapelle am Waldrand von Etsdorf wieder auf (vorher hatte sie auf dem Kapellenplatz in Altötting gestanden), und 2007 realisierte er für die Stadt München einen „Asphaltsee“ auf dem Rainer-Werner-Fassbinder-Platz. 2008 erhielt er den Kulturpreis Bayern. Ein weiteres Großprojekt ist die Entstehung eines öffentlich zugänglichen, freistehenden Europatempels im Amberg-Sulzbacher Land, die Glyptothek Etsdorf - im Rahmen dieses Projekts und um Spenden zu generieren findet zweijährlich ein Benefiz-Tempel-Marathon rund um den Bauplatz und das eigens gegründete Tempel-Museum im Etsdorf statt.

Die Ideen scheinen dem Amberger Kulturpreisträger 2017 nicht auszugehen – dem vielseitigen, wagemutigen, kreativen, beharrlichen, weltoffenen, unaufhaltsamen, überzeugenden und so wichtigen KOCH-Künstler!

Mehr Infos unter www.koch-studio.com
Text: Volker Fischer und Johanna Foitzik

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