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Clemens Heinl

Ottonormalverbraucher in Pappel und Eiche - Der Bildhauer Clemens Heinl schafft seit 30 Jahren figurative Individuen

Lebendig sind sie und höchst individuell – Clemens Heinls Skulpturen. Mit der Kettensäge aus (meist) Pappelholz oder Eiche herausgearbeitet, tragen sie unverwechselbare Züge – und doch handelt es sich um Typen: Die Muggnverscheucherin, der Hulzmoh, der Büroangestellte, die Bandende, aber daneben gibt es auch Klaus Schamberger, Adolph von Henselt und Albrecht Dürer. In jedem Fall steht der Mensch im Mittelpunkt von Heinls Werk, der Mensch um uns herum, der so ist, wie er ist.

Der in Schwabacher geborene und lebende Bildhauer hat zunächst einen echten Brotberuf gelernt, Orthopädiemechaniker, und darin auch fast 10 Jahre gearbeitet, bevor er sich professionell der Kunst zuwandte. Der Wunsch, zu gestalten, ließ ihn einfach nicht los. Er malte, zeichnete, porträtierte und gestaltete auch Plastiken. Ein befreundeter Grafiker ermutigte Heinl schließlich, seine Arbeiten einem Kunstprofessor zu zeigen. Und so kam es schließlich zu einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. „Es war ein Volltreffer, dass ich bei Wilhelm Uhlig studieren durfte,  einer der besten figurativen Bildhauer in dieser Zeit“, so Heinl. Anders als viele Kommilitonen ließ er sich nicht von dem unausgesprochenen Zwang,  abstrakte Kunst zu machen, anstecken. Er blieb bei Uhlig und wurde Meisterschüler.

Bereits zu Studienzeiten erreichten ihn Aufträge, er gewann einen Wettbewerb für Reliefs in Pretzdorf und konnte erste Holzskulpturen verkaufen. Sein Auffangnetz Orthopädiemechaniker hat er nach dem Studium nicht mehr benötigt. Er konnte selbstständig bleiben und sich ganz der Kunst widmen.

Konsequent thematisiert er Figuren – Frauen, Männer, Kinder, Tiere – oft lebensgroß oder gar überlebensgroß, hautnah und in haptischer Präsenz. Als Vorbilder für seine Gesichter dienen eigens angefertigte Porträts oder Fotos und manchmal ersetzt er das Material für die Köpfe mit Bronze. „Der Reiz liegt ja auch bei den grob und kantig anmutenden Figuren darin, deren Individualität und der eigentliche Form herauszuarbeiten“, so der Bildhauer. „Das ist immer wieder eine Herausforderung und gibt meinen Skulpturen Kraft.“ Dabei kommt es ihm nicht auf vordergründige Schönheit, sondern vor allem auf Ausdruck und Eigentümlichkeit an.

Die Themen und Motive seiner Kunst sind unterschiedlich, aber meist ist es die belebte Welt, die in groben Schnitzen aus dem Holz herausgearbeitet und danach oftmals farbig gefasst wird. Pflanzen und Vögel erscheinen ebenso wie sitzende und stehende Figuren oder Paare.  Aber es gibt auch ganze Gruppen wie die neue Serie turnender Männer, deren Oberkörper und Beine im rechten Winkel geformt sind und deren Reiz in der Möglichkeit der unterschiedlichen Gruppierung liegt. „Im Gegensatz zur tradierten Spielbein-Standbein-Figur, die seit der Antike überliefert ist und meist auch Personen höheren Standes zukommt, spreche ich hier von einer sozialen Haltung“, so Heinl, „denn die lebensgroßen Figuren, die in verschiedenen Positionen turnen, können gut miteinander interagieren: Sie können auf viele Art und Weise untereinander gestapelt oder gruppiert und so zum Team werden.“

Eine weitere bekannte Gruppe ist Heinls Fußballer-Elf, die zur WM 2006 entstand und im Nürnberger Rathaus zu finden ist. Bei der Vergabe des Fußball-Preises stehen die Fußballer auch immer Spalier. Am bisher bekanntesten wurde jedoch eine Einzelfigur Heinls, die durch die Zeitungen im In- und Ausland bis in die USA abgedruckt wurde: Die im Innen vor der städtischen Galerie stehende Stahlblechfigur hat den damaligen Veranstalter eines Stadtfestes wegen des direkt in Augenhöhe befindlichen Genitals veranlasst, sie zu beseitigen. Das wiederum hat die Presse auf den Plan gerufen und die „Schniedelwutz-Affäre“ Schwabach national und international in die Presse gebracht.

In seiner über 30-jährigen Laufbahn als Bildhauer hat  Clemens Heinl etliche Preise erhalten, so z. B. den Karl Rössing-Preis der Akademie der Schönen Künste in München, den Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten, den Kunstpreis der Stadt Kulmbach und auch den Kulturmeter der Schwabacher Grünen. Er nahm an Symposien in der Türkei, in Antalya und Ponte Cultura in Sao Paulo  teil, ist in der Jury für die Kunstbiennale „ortung“, stellte in der Nationalgalerie Skopje und am Fine Art Institut Shenzen in China und mit der Galerie Bode seit einigen Jahren in Korea aus. Zusammen mit Künstlern aus Nicaragua setzte er das Kunstprojekt „Dürers Traum“ des Amtes für internationale Beziehungen um. Vertreten wird Heinl von etlichen Galerien wie der von Ines Schulz in Dresden, der Galerie KlostergARTen in Millstatt/Österreich, der Galerie Beukenhof in Kluisbergen/Belgien, in Ulm von Tobias Schrade, in München von der Galerie Klaus Lea u.a.

Aktuell ist das Werk „Outsourced“ von Clemens Heinls in der Ausstellung zum Nürnberger Kunstpreis ab dem 18. Juli  zu sehen.

Text: Sandra Hoffmann-Rivero, Kulturamtsleiterin der Stadt Schwabach
Foto: Clemens Heinl in seinem Atelier, Foto: Norbert Korn

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